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Deutschlandfunk: „Mit Katzen reden oder in den Debattierclub“

Am 09.​08. erschien im Deutschlandradio ein Beitrag in der Serie „Weiterbildung im Alltag“ für „Campus & Karriere“. Darin geht es um die Vorteile, die man erlernt, wenn man regelmäßig in einen der zahlreichen VDCH-Debattierclubs geht. Das originale Interview gibt es auf der Homepage des Deutschlandradios, die Transkription finden Sie hier.

Deutschlandfunk: „Große Worte vor großem Publikum“

Vor Publikum reden – egal ob im Job, in der Uni oder privat – fällt vielen Menschen nicht gerade leicht. Man wird nervös, errötet im Gesicht, die Konzentration ist dahin. Auf den großen Auftritt vorbereiten kann die Teilnahme in einem Debattierklub.

Reden und Präsentieren gehört zu den Softskills, die man im Job drauf haben muss. Wenn’s nur um den Inhalt ginge, wäre das keine große Herausforderung. Doch die Aufregung, das Rotwerden und die leicht schwitzenden Hände in den Griff zu bekommen – wenn man im Job vor den Kollegen präsentieren, ein Referat halten, die Ergebnisse des Workshops zusammenfassen soll. Nur normal, dass uns das schwer fällt, sagt Marcus Ewald, Vizepräsident des Verbands der Debattierclubs an Hochschulen.

„Eine Situation, wo jemand vor anderen steht und etwas sagen muss, ist ungewohnt, der Adrenalinspiegel geht hoch, wir sind aufgeregt. Und das führt dazu, dass wir Dinge, die wir sonst automatisch tun, anfangen zu überdenken. Und hier setzt der Stress ein. Dafür braucht man Erfahrung und deshalb sollte man üben, weil: Reden lernt man durch Reden.“

Um den Sprung ins kalte Wasser kommt also niemand herum, der im Beruf oder in der Ausbildung zeigen will, was er oder sie drauf hat. Am besten man überzeugt für den Einstieg zunächst mal sich selbst:

„Man stellt sich vorne hin, man fängt an zu reden, bedeutet also, halten Sie die Rede, die sie halten müssen, zu Hause meinetwegen vor der Katze, vor ein paar Pantoffeln, vor dem Spiegel. Üben Sie auf jeden Fall. Machen Sie sich selbst mit ihrer Materie vertraut.“

Und werden Sie sich klar, was das Ziel der Rede ist, sagt Marcus Ewald. Wer geklärt hat, was am Ende die Zuhörer denken sollen, dem falle es leichter, die Rede vom Schluss her logisch aufzubauen. Mit logischem Aufbau und einem klaren Ziel, macht man es seinen Zuhörern leichter. Und: Mit ein wenig Mut zu einfachen Sätzen. Viele neigen dazu, ganz komplizierte Schachtelsätze zu bilden.

„Das bedeutet, dass ein Satz angefangen wird und auf dem Weg der Argumentationslinie zu den Zuhörern langsam einschläft. Das geht nicht. Man sollte klare Aussagen machen, kurze Aussagen machen. Und vor allem sollte man sein Rede strukturieren und dem Zuhörer sagen, dass jetzt ein erstes Argument kommt, dann ein zweites und dann noch ein drittes. So dass der Zuhörer nicht die Aufmerksamkeit verliert und immer weiß, wo er ist.“

90 Prozent der Wirkung aber erreicht man durch Mimik, Gestik, Körpersprache und durch Emotion. Sie spricht das Wir-Gefühl an. Und das gilt selbst dann, wenn es um scheinbar staubtrockene geschäftliche oder fachliche Themen geht:

„Es gibt immer Mittel und Wege, wie man durch Emotion noch ein bisschen überzeugender werden kann. Sie können am Anfang die fachliche Aussage treffen und am Ende ein Appell formulieren: ‚Deswegen müssen wir dieses Projekt so durchführen.'“

Überhaupt: Das letzte Wort. Es ist das, was am stärksten in Erinnerung bleibt. Und diese Chance sollte man nicht vertun. Am Ende ein Appell, eine Botschaft, eine Aufforderung zum Handeln… das bleibt haften, sagt der deutsche Meister im Debattieren 2008, Marcus Ewald. Und dies ist sein Schlusswort:

„Das bedeutet also für den Berufsalltag gesehen: Wenn Sie Debattieren üben, wenn Sie also in einen der Debattierklubs in einer der zahlreichen Unis in Deutschland kommen, dann lernen Sie also, sich in extrem kurzer Zeit sehr gut auf komplizierte Sachverhalte vorzubereiten – und das kann im Job nur nutzen.“

Solche Debattierklubs übrigens sind nicht nur für Studierende offen. Die freie Rede kann man außerdem in Rhetorikseminaren trainieren oder mithilfe von Büchern selbstständig verbessern.